Mittwoch, 18. Dezember 2013

Im Winkel der Alten


17.12.2013 - Zum Glück habe ich nicht von Monsterschaben geträumt und habe sogar ganz gut geschlafen. Um 7.00 Uhr bin ich beim Frühstück, es gibt auch hier Gallo Pinto, Toast und Rührei, in der Hinsicht scheinen die Costaricaner sehr konsequent zu sein. Übrigens hat Thomas die Schabe für uns bestimmt: es ist die Riesentotenkopfschabe!!!
Um 8.00 Uhr fahren wir mit dem Bus ein kurzes Stück bis zum Nationalpark Rincon de la Vieja, wo wir eine dreistündige Wanderung unternehmen. Der Rincon de la Vieja ist ein Vulkan, bzw. ein Gebirgsmassiv von etwa 400 Quadratkilometern mit insgesamt neun Kratern (der höchste ist ca. 1900 m hoch). Das Wetter ist toll, warm bis heiß, aber immer geht ein Wind, so dass es gut auszuhalten ist. Wir laufen immer wieder an brodelnden (Schlamm-)Quellen vorbei, die teilweise heftig nach Schwefel stinken.  Und dann sehen wir einen Ameisenbär!!! Das ist wohl relativ selten und ein echtes Erlebnis, wie der kleine Kerl bis in den Baumwipfel klettert und dort fast vom starken Wind runtergeweht wird. Zwischendurch nascht er dann mal in einem Astloch ein paar Ameisen. Goldig! Die Bewegung tut total gut, die Gegend und der Weg sind sehr schön! Thomas erzählt uns auch die Geschichte, wie der Rincon de la Vieja zu seinem Namen („Winkel der Alten“) kam: Es gab hier mal zwei Indianerstämme und die Tochter des Häuptlings des einen (Corubanda) liebte den Sohn des Häuptlings des anderen. Da die beiden Stämme jedoch total verfeindet waren, ließ der Vater von Corubanda ihren Geliebten töten und in den Krater des Vulkans werfen, ohne zu wissen, dass sie bereits schwanger war. Corubanda ging in die Wälder, bekam dort ihr Kind und warf es dann ebenfalls in den Vulkankrater, damit seine Seele sich mit der ihres Vaters verbinden konnte. Sie selbst lebte fortan in den Wäldern als Heilerin. Und wenn die Leute bei ihr waren und geheilt wurden, sagten sie, sie waren im „Winkel der Alten“.
Gegen 11.30 Uhr sind wir wieder an der Lodge. Ich esse ein paar Kräcker und eine Bifi, und um 13.00 Uhr beginnt mein Ausritt, den ich gebucht habe. José,  mein (nur) spanischsprechender  Führer  erwartet mich bereits mit zwei Pferdchen (meine heißt Djaira). Zum Glück habe ich aus der Tour am Cotopaxi gelernt und diesmal bei der Buchung gesagt, dass ich reiten kann und gern auch ein flottes Pferd hätte. Und so ging es dann auch echt zügig los, im Trab oder Galopp über Stock und über Stein. Aber die kleinen schmalen Pferdchen hier sind einfach unglaublich tritt- und geländesicher. Außerdem reiten wir uim Westernstil, was das ganze für mich total komfortabel macht. Es macht unglaublich viel Spaß und ich genieße jede Minute, bin sehr froh, dass ich mich für die Reittour entschieden habe (und ich finde 35 $ für 1,5 Stunden auch echt fair). So ziemlich am Anfang sehen wir sogar eine Schlange (Lora), eine recht große, giftgrüne, die quer auf dem Weg liegt und die ich erst gar nicht wahrnehme. Dann schlängelt sie sich ins Gebüsch wo sie sich kaum noch von der Umgebung absetzt und ich echt Schwierigkeiten habe, sie überhaupt zu erkennen. Wir reiten weiter,  machen einen Stopp an dem natürlichen Termalbad im Park, aber nur um Fotos zu machen, dann geht es wieder weiter. Die eit ist viel zu schnell vorbei, und am Schluss preschen wir noch einmal über die große Wiese  an der Lodge, dann ist dieses Event leider auch schon wieder vorüber. Den Rest des Tages habe ich frei. Ich laufe etwas über die Anlage und richte mich dann an der Bar mit meinem Netbook ein (in der Sonne ist es zum einen zu grell, zum anderen viel zu heiß). Dort hat man eine super Aussicht, vor allem auf den kleinen See und die Weiden.
Abends essen die meisten von uns im Hotelrestaurant (ich habe mich für den hervorragenden Fisch mit Reis entschieden) und anschließend spielen wir mit ein paar Leuten UNO. Gegen 20.00 Uhr sind wir alle so  müde, dass wir aufs Zimmer gehen. Wieder kommt es einem viel viel später vor. In der Nacht ist es so windig, dass ich manchmal glaube, der Bungalow bricht gleich zusammenn.



Auf der Suche nach den Schwefelquellen...


16.12.2013 - Heute geht es wieder um 8.00 Uhr los, bzw. sitzt unsere Gruppe bereits eine Viertelstunde früher abfahrtbereit im Bus. Es geht zunächst am Arenalsee entlang, über das Tilarán-Gebirge. Unterwegs machen wir kurz am „Cafe de Macadamia“ Halt, von wo man eine tolle Aussicht hat und man leckere Muffins mit Macadamia bekommt (leider bin ich noch satt vom Frühstück). Zwischendurch hält der Bus, weil draußen bereits Touristen stehen und irgendwas fotografieren. Es ist ein Brüllaffe im Baum. Wir also auch alle raus um zu versuchen, einen Blick oder sogar ein Foto zu erhaschen. Ich kann ihn nur ganz kurz sehen, bin aber schon überrascht, wie klein der ist, wo der doch so ein Getöse machen kann! Insgesamt sind wir bis nach Liberia gute drei Stunden unterwegs, die jedoch dank Thomas recht kurzweilig sind, da er uns unermüdlich mit allen möglichen Informationen füttert. Die Landschaft ist ann auch völlig anders als dort, wo wir uns die letzten Tage aufgehalten haben, eher karg, nicht mehr so üppig grün. Außerdem ist es spürbar wärmer. In Liberia schauen wir uns kurz einen großen Guanacaste-Baum (daher hat die Region ihren Namen) an und machen dann an einem Einkaufszentrum eine Stunde Pause, essen was und decken uns im Supermarkt mit Sachen für die nächsten zwei Tage ein. Dann geht es auf die letzte Strecke, etwa eine halbe Stunde bis zur Rincon de la Vieja Lodge. Eine tolle Anlage! Super schön angelegt, alles ist herrlich grün mit blühenden Büschen, einem kleinen Swimmingpool und ein kleiner See am unteren Grünstück. An die Lodge grenzt direkt eine riesige Weide, auf der Pferde grasen. Ein Traum!!!! Unsere Zimmer sind auf zwei Blöcke verteilt, alle sehjr rustikal, mit viel Holz, aber ich finde es großartig! Vor den Zimmern gibt es eine zusammenhängende Veranda, mit Hängematten, Bänken und einem schönen Blick in den Garten.
Nachdem wir eingecheckt haben, treffen wir uns eine halbe Stunde später für einen Spaziergang durch den angrenzenden Park. Hier handelt es sich um Trockenwald, der fast ein bisschen wie unsere Wälder zu Hause wirkt. So vergisst man zwischendurch, wo man sich eigentlich befindet, und dass man grundsätzlich aufpassen wollte, bevor man sich einfach an einem Baum abstützt oder so, denn dort könnte auch eine Schlage lauern… Relativ am  Anfang sehen wir einen Nasenbär, aber den nimmt kaum noch jemand wirklich wahr, ist ja inzwischen schon „normal“, einen Nasenbären zu sehen. Eine fette Spinne sehen wir unterwegs, die gerade dabei war, ihren Fang zu verspeisen, ansonsten haben wir leider keine  Eigentlich wollen wir zu den Schwefelquellen, aber da Thomas den Weg nicht genau kennt und ein Schild nicht mehr vorhanden ist, irren wir an einer Stelle ein wenig hin und her und kehren am Ende dann doch um ohne die Quellen gesehen zu haben. Trotzdem ist es eine schöne kleine Wanderung.
Anschließend hüpfe ich erstmal unter die Dusche um dort festzustellen, dass es kein warmes Wasser gibt! Tagsüber ist es zwar warm, aber es geht ein ziemlich starker Wind, der ordentlich durch das Zimmer bläst, da die Wand teilweise nur aus Fligendraht besteht. Nun gut, dann halt ohne Haare!
Später trifft sich ein Großteil der Gruppe zum gemeinsamen Abendessen, das aus den im Supermarkt erworbenen „Leckereien“ besteht. Im Hotel gibt es zwar ein Restaurant, aber das ist recht teuer, und so haben wir beschlossen, nur morgen Abend dort zu essen. Dazu gibt es Wein und Rum und es ist eine sehr nette lustige Runde. Man vertut sich völlig mit der Zeit, denn gegen 20.00 uhr meinen wir, es sei schon viel später und eigentlich auch gleich Zeit, ins Bett zu gehen. Tatsächlich bleiben wir noch länger sitzen. Irgendwann sehe ich aus den Augenwinkeln etwas unter einem Stuhl herkrabbeln und mache die anderen darauf aufmerksam. In Nullkommanichts steht die Hälfte auf den Stühlen und das Gekreische ist groß, denn hier krabbelt eine Riesenschabe!!! Die Gänsehaut ist nicht mehr wegzukriegen, auch nachdem sich das Monsterviech in die Botanik flüchtet. Es dauert eine Weile, bis sich der Puls wieder etwas gesenkt hat. Irgendwann bin ich dann kurz in meinem Zimmer (anderer Block – wir haben fette Kröten), als ich ein Riesengeschrei höre. Das Viech war wieder aufgetaucht – und wieder verschwunden. Mir läuft es in Schauern den Rücken runter vor Ekel und alle sind extrem schreckhaft. Einer fängt aus Spaß an zu kreischen und alles springt schreiend auf die Stühle. Trotzdem lachen wir uns halbtot angesichts der Situation. Dann wird es aber wieder ernst, als das Monster ein drittes Mal auftaucht. Mir war schon vorher klar, dass ich keine Sekunde würde schlafen können, wenn es noch frei herumläuft. Also schnappe ich mir kurzerhand einen Badelatschen von Dirk und haue auf das Viech. Das fällt aber nur auf den Rücken und zappelt weiter mit den Beinen. Das ist so riesig, dass ich glaube, es mit einem gewöhnlichen Badelatschen nicht einfach so töten zu können, also haue ich immer wieder drauf, bis es endlich keinen Mucks mehr von sich gibt. Erst da sehe ich, dass bereits ein anderes totes Monster da rum liegt. Wahrscheinlich von unseren Vorgängern zur Strecke gebracht. Um uns anschließend abzulenken, erzählen wir uns noch ein paar Witze, trinken noch ein Gläschen Rum und gehen dann schlafen, was erstaunlich gut klappt.